Wie Buda-Pest,
Einige private und viele dienstliche Reisen haben uns nach Budapest geführt. Wir beginnen also mit einigen Bildern von dort. Da das Fotografieren auf Dienstreisen eher abends stattfinden muss, sind das in diesem Fall ausnahmsweise nächtliche Aufnahmen.






oder wie Köln und Deutz
Und auch in Köln sind wir schon vorbeigekommen:

ein Doppelgestirn bilden, so auch Kaputh und Petzow.
Sie gehören zusammen. Zwar ist die Wasserfläche, die die beiden letzteren voneinander trennt, um ein Erhebliches breiter als Rhein und Donau zusammengenommen, aber nichtsdestoweniger bilden auch diese beiden »Residenzen diesseit und jenseit des Schwielow« eine höhere Einheit. Eine Einheit, so verschieden sie untereinander sind. Sie ergänzen sich. Kaputh ist ganz Handel, Petzow ist ganz Industrie. Dort eine Wasserstraße, eine Werft, ein Hafenverkehr; hier die Tag und Nacht dampfende Esse, das nie erlöschende Feuer des Ziegelofens. Schönheit der Lage ist beiden gemeinsam; doch ist Petzow hierin weit überlegen, sowohl seiner eigenen unmittelbaren Erscheinung, als dem landschaftlichen Rundblick nach, den es gestattet.
Die etwas unregelmäßig über einen Hügelrücken sich hinziehende Dorfstraße folgt im wesentlichen dem Schwielowufer;
Einen schönen, nicht zu sehr zugeparkten Blick auf die Dorfstraße haben wir bei unserem Besuch im Juni 2022 leider noch nicht gefunden und müssen diesen beim nächsten mal suchen.
zwischen Dorf und See aber ist ein ziemlich breites, schräg abfallendes Stück Land verblieben, in das Schloß und Park sich teilen.
Park und Schloss haben wir trotz des mit 33° etwas zu sommerlichen Wetters ausgiebig erkundet.




Beides sind Schöpfungen dieses Jahrhunderts; Vater und Großvater des gegenwärtigen Besitzers, des Amtsrats von Kähne, riefen sie ins Leben. Die genannte Familie sitzt nachweisbar seit 1630 an dieser Stelle; vielleicht viel länger.
Das ist heute, knapp 200 Jahre später und nach Kriegen und DDR, nicht mehr der Fall. Wir finden jedoch das in 2005 wieder aufgebaute Erbbegräbnis der Familie etwas versteckt unter einer imposanten Linde.

…
Das Schloß, in seiner gegenwärtigen Gestalt, wurde nach einem Schinkelschen Plane ausgeführt. Es zeigt eine Mischung von italienischem Kastell- und englischem Tudorstil, denen beiden die gotische Grundlage gemeinsam ist. Der Bau, wie er sich unter Efeu und Linden darstellt,
Linden finden sich an vielen Stellen im Park und tun uns beim Besuch im Juni 2022 auch den Gefallen, zu blühen.

wirkt pittoresk genug, ohne daß er im übrigen besonders zu loben wäre.
Das Pittoreske und die Beschreibung des Baustils können wir bestätigen.

… Was daran anmutend wirkt, ist, wie schon angedeutet, das malerische Element: nicht seine Architektur. Diese soweit man überhaupt von einer Architektur sprechen kann datiert aus dem Anfang der zwanziger Jahre, ist also kaum fünfzig Jahre alt. Dies gilt auch besonders von den angebauten Flügeln.
Hier darf man getrost vermuten, dass sein Urteil heute nicht minder zurückhaltend ausfallen würde. Das ganze Schloss incl. des Seeflügels ist mittlerweile in Wohnungen umgebaut worden und hat jetzt abschnittsweise den Charakter vieler Anfang der 2000er errichteter Wohnhäuser.

Unweigerlich denken wir, wie viel schöner doch eine historische Front sein könnte. Andererseits ist die Zukunft des Schlosses als solches so gesichert und es fällt nicht als geschütztes aber nicht genutztes Denkmal dem Verfall anheim. Wie garnieren diese Gedanken hier mit Bildern des Schlosses von unseren Besuchen in 2005 und 2011. Damals lag es in einer Art Dornröschenschlaf und wartete auf seine Weiternutzung.



Und doch, als wir diese näher besichtigten, nahmen wir an den Fenstern des Erdgeschosses kunstvoll geschmiedete Eisengitter wahr, die sich unschwer auf die Mitte des vorigen Jahrhunderts zurückführen ließen. Dies verwirrte uns. Das Rätsel sollte sich indes in Kürze lösen. Diese Gitterfenster wurden nämlich in Potsdam bei einem Häuserabbruch erstanden und hierher verpflanzt. Hier prangen nun die einhundertfünfzigjährigen an einer erst fünfzigjährigen Front.
Wir finden die mittlerweile wohl über 300 Jahre alten Gitter wohlbehalten auf den alten Bildern und auch heute noch in sehr schön restaurierter Form.

Wir erzählen das lediglich zu dem Behuf, um zu zeigen, wie man durch Beurteilung von Einzeldingen, von denen man dann Schlüsse aufs Ganze zieht, erheblich irregeleitet werden kann. Nichts war verzeihlicher hier als ein Rechenfehler von hundert Jahren.
Der Park ist eine Schöpfung Lennés. An einem Hügelabhang gelegen wie Sanssouci, hat er mit diesem den Terrassencharakter gemein. In großen Stufen geht es abwärts. Wenn aber Sanssouci bei all seiner Schönheit einfach eine große Waldterrasse mit Garten und Wiesengründen bietet, so erblickt man von dem Hügelrücken des Petzower Parkes aus eine imposante Wasserterrasse,


Diese Beschreibung können wir sehr gut nachvollziehen. Der Haussee liegt optisch auf einer Terasse zwischen der Ebene des Schlosses und dem Schwielowsee.
und unser Auge, zunächst ausruhend auf dem in Mittelhöhe gelegenen, erlenumstandenen Parksee, steigt nunmehr erst auf die unterste Treppenstufe nieder – auf die breite Wasserfläche des Schwielow.

Vom Anleger aus ist der schon gezeigte Seeflügel des Schlosses gut zu sehen.

Der Park umschloß früher auch die Kirche des Dorfes. Alt, baufällig, unschön wie sie war, gab man sie auf und auf einem weiter zurückgelegenen Hügel wurde 1841 eine neue Kirche aufgeführt.
Die gibt es auch heute noch:

König Friedrich Wilhelm IV., das Patronat ist bei der Landesherrschaft, ordnete an, daß der Neubau im romanischen Stile erfolgen solle. Stüler entwarf die Zeichnungen; die Ausführung folgte rasch. So reihte sich denn die Petzower Kirche in den Kreis jener neuen schönen Gotteshäuser ein, mit denen der kirchliche und zugleich der feine landschaftliche Sinn des verstorbenen Königs Potsdam und die Havelufer umstellte. Wir nennen nur: Bornstädt, Sakrow, Kaputh, Werder, Glindow. Ihre Zahl ist um vieles größer.
Der Gottesdienst, die Gemeinde, vor allem die Szenerie, gewannen durch diese Neubauten; aber die Lokalgeschichte erlitt erhebliche Einbuße, weil alles Historische, was sich an den alten Kirchen vorfand, meist als Gerümpel beseitigt und fast nie in den Neubau mit hinübergenommen wurde.
Unter allen Künstlern – diese Bemerkung mag hier gestattet sein – sind die Architekten die pietätslosesten, zum Teil weil sie nicht anders können. Maler, Skulptoren treffen mit ihrem Vorgänger meist wie auf breiter Straße zusammen; sie haben Raum nebeneinander; die Lebenden und die Toten, sie können sich dulden, wenn sie wollen. Nicht so der Baumeister. In den meisten Fällen soll das neue Haus, die neue Kirche an der Stelle der alten stehen. Er hat keine Wahl. Und es sei. Wir rechten zudem mit keiner Zeit darüber, daß sie sich für die klügste und beste hält. Aber darin geht die jedesmalig modernste (die unsrige kennt wenigstens Ausnahmen) zu weit, daß sie auch das zerstört, was unbeschadet des eignen Lebens weiter leben könnte, daß sie sozusagen unschuldigen Existenzen, von denen sie persönlich nichts zu befahren hätte, ein Ende macht. Der moderne Basilika-Erbauer mag ein gotisches Gewölbe niederreißen, das nun einmal schlechterdings in die gestellte Aufgabe nicht paßt; aber das halbverblaßte Freskobild, die Inschrifttafel, der Grabstein mit der Plattenrüstung, – ihnen hätte er auch in dem Neubau ein Plätzchen gönnen können. Er versagt dies Plätzchen ohne Not, er versagt es, und daran knüpfen wir unsern Vorwurf. Die historische Pietät ist fast noch seltener als die künstlerische. So entstehen denn entzauberte Kirchen, die helle Fenster und gute Plätze haben, die aber den Sinn kalt lassen, weil mit der Vergangenheit gebrochen wurde. Ein »gefälliger Punkt in der Landschaft« ist gewonnen, eine vielversprechende Schale, aber, in den meisten Fällen, eine Schale ohne Kern.
Zu diesen in historischer Beziehung »tauben Nüssen« gehört auch die Petzower Kirche.
Nun ja. Die Kirche ist innen in der Tat eher märkisch schlicht.

Dafür finden wir eine Büste des Meisters persönlich.

Aber so leer und kahl sie ist, und so verstimmend diese Kahlheit wirkt, so gewiß ist es doch auch, daß man im Hinaustreten auf das Flachdach des Turmes diese Verstimmung plötzlich und wie auf Zauberschlag von sich abfallen fühlt.
Der Besuch des Turmes ist weiterhin möglich. Wir nutzen diese Gelegenheit und steigen hinauf. Das beschriebene Flachdach finden wir in etwas unerwarteter Form. Es ist zwar flach, aber zu zwei Dritteln von der Turmspitze in Anspruch genommen.


In der Ausstellung im Innenraum findet sich eine Entwurfszeichnung aus der Entstehungszeit, die eindeutig zeigt, dass dieser Aufbau auch schon zu Fontanes Zeiten dort gewesen sein muss.

Sie geht unter in dem Panorama, das sich hier bietet. Die »Grelle«, eine tiefe Flußbucht, liegt uns zu Füßen;

unmittelbar neben ihr der Glindower See. Die Havel und der Schwielow, durch Landzungen und Verschiebungen in zahlreiche blaue Flächen zerschnitten, tauchen in der Nähe und Ferne auf und dehnen sich bis an den Horizont, wo sie mit dem Blau des Himmels zusammenfließen.

Dazwischen Kirchen, Dörfer, Brücken, – alles, nach zwei Seiten hin, umrahmt von den Höhenzügen des Havellandes und der Zauche.

Das Ganze ein Landschaftsbild im großen Stil; nicht von relativer Schönheit, sondern absolut. Man darf hier getrost hinaustreten, ohne sich des Vergleichssinnes zu entschlagen.
Eine Viertelstunde später, und wir schritten dorfan, um der »Grelle« und ihren Anwohnern einen Besuch zu machen. Der Weg dahin führt durch eine Akazienallee und demnächst an einer ganzen Plantage von Akazien vorbei. Schon vorher war mir der besondere Reichtum des Dorfes an dieser Baumart aufgefallen. Man begegnet der Akazie überhaupt häufig in den Havelgegenden, aber vielleicht nirgends häufiger als hier. Es ist ein dankbarer Baum, mit jedem Boden zufrieden, und in seiner arabischen Heimat nicht verwöhnt, scheint er sich auf märkischem Sande mit einer Art Vorliebe eingelebt zu haben. Alle Akazien in Spree- und Havelland rühren mittelbar von Sanssouci her, wo der Ur-Akazienbaum, der Stammvater vieler tausend Enkel und Urenkel an der Bornstädter Straße, gegenüber dem Triumphbogen steht.
…
Wir hatten inzwischen »die Grelle« und damit zugleich den großen Ziegelofen erreicht, der sich hier am Ufer der tief einschneidenden Havelbucht erhebt.
Vom Ziegelofen ist nichts mehr zu entdecken. Das ehemalige Gelände der Ziegelei ist jetzt Wohngebiet.


Im Ort finden wir an verschiedenen Stellen die Ziegelzeichen der Kähnes.

Es symbolisiert drei Kähne.
Dieser Ziegelofen ist weit bekannt in Havelland und Zauche; er ist der ältesten einer, und schon im vorigen Jahrhundert umgab ihn eine Kolonie von Ziegelstreichern und Ziegelbrennern, die sich hier in Hütten und Häusern angesiedelt hatten. Diese übertrugen den Namen, den sie hier vorfanden, alsbald auf die ganze Anlage, so daß mit dem Worte »Grelle« nunmehr ebenso oft das Etablissement wie die seeartige Einbuchtung bezeichnet wird. Der alte historische Ziegelofen modernisierte sich im Laufe der Jahre, vielleicht auch die Häuser, die ihn umstanden, aber sie blieben immerhin kümmerlich genug.
Auf eins derselben, dem man ersichtlich vor kurzem erst ein neues Stockwerk aufgesetzt hatte, schritten wir jetzt zu. Der Eingang war vom Hofe her.
Ein alter knorriger Birnbaum, der ziemlich unwirsch aussah, legte sein Gezweig nach links hin auf das niedrige Hausdach, nach rechts hin über ein Konglomerat unsagbarer Örtlichkeiten: Verschläge, Ställe, Kofen. Zwischen ihnen das gemeinschaftliche Gestade eines Sumpfes. Alles ärmlich, unsauber; selbst das Weinlaub, dem man dürftig und kunstlos ein Spalier zusammengenagelt hatte, spann sich verdrießlich an der Hinterwand des Hauses aus. Ein unpoetischer, selbst ein unmalerischer Ort!
Heute finden wir schon malerische Anblicke.

Aber aus dem Weinlaub hervor schimmerte eine weiße Tafel mit der Inschrift: »Hier ward Zelter geboren am II. Dec. 1758.«
Die Tafel finden wir in der Tat.

Das Haus hat die DDR-Zeit nicht überlebt. 2011 wurde ein Denkmal in Form einer Hauswand errichtet, an der auch die Tafel …

… und eine Abbildung des historischen Hauses angebracht sind.

Beuth, wenn mir recht berichtet, hat seinem Freunde Zelter diese Tafel errichten lassen. Der Schüler und zweite Nachfolger des berühmten »Sohnes der Grelle« aber war – Grell. Auch der Zufall liebt es, gelegentlich mit Wort und Namen zu spielen.