In unserem Blog beschäftigen wir uns mit Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Wir folgen Fontanes Spuren und fotografieren Orte, die in den Wanderungen besucht oder erwähnt werden.
Schon zu Lebzeiten wurde dem Dichter vorgeworfen, er sei detailverliebt und zu weitschweifig in seinen Büchern, kümmert sich um die „Nebensachen“. In jüngeren Kritiken finden sich Begriffe wie „lokale Rumpelkammer“ für die vielen Details, Nebensachen und Geschichten zu Personen, die Fontane in den fünf Büchern beschreibt. Hinzu kommt, dass Fontane die beiden „Hotspots“ Berlin und Potsdam weitgehend links liegen lässt und sich mit vielen Orten und Persönlichkeiten „auf dem Lande“ beschäftigt. Das dann aber intensiv.
Schon Fontane selbst reagiert auf diese Kritik in einem Brief, den er am 8. August 1882 aus Norderney an seine Frau schreibt:
Du beklagst Dich über meine Weitschweifigkeit. Ja, was ist darauf zu sagen? Eigentlich auch nichts, was nicht schon längst gesagt wäre. Alles in allem ein wundervoller Stoff, um aufs Neue in Weitschweifigkeit zu verfallen. Du weißt, daß ich auf solche Kritiken immer gleich eingehe und so bestreite ich auch diesmal nichts oder doch nicht viel. Es ist aber doch ein Unterschied, ob ich nervös und dröhnig nach einem gleichgültigen Wort suche oder ob ich weitschweifig bin d.h. über den linken Hinterfuß eines Flohs eine Abhandlung schreibe. Das Dröhnen ist unter allen Umständen eine Tortur für die Hörer und sans phrase ein Fehler, eine Ungehörigkeit; die Weitschweifigkeit aber die ich übe, hängt doch durchaus auch mit meinen literarischen Vorzügen zusammen. Ich behandle das Kleine mit derselben Liebe wie das Große, weil ich den Unterschied zwischen klein und groß nicht recht gelten lasse, treff ich aber wirklich mal auf Großes, so bin ich ganz kurz. Das Große spricht für sich selbst; es bedarf keiner künstlerischen Behandlung um zu wirken. Gegenteils, je weniger Apparat und Inscenierung, umso besser. Ich kann also unter Einräumung des Thatsächlichen den Fehler, der in dem >Auspulen< stecken soll nur sehr bedingungsweise zugeben. > Wär‘ ich nicht Puler, wär‘ ich nicht der Tell. < Daß diese Pul-Arbeit vielen langweilig ist und immer war. davon hab‘ ich mich in meinem Leben genugsam überzeugen können; ich hab‘ aber nicht finden können, daß all diese Dutzendmenschen, die durch die Nase gähnten, interessanter waren als ich. Dann und wann find‘ ich einen, freilich selten, der Geschmack an mir findet, und da dies in der Regel keine schlechten Nummern sind, so muß ich mich trösten. Herwegh schließt eins seiner Sonette (> An die Dichter <) mit der Wendung:
Und wenn einmal ein Löwe vor Euch steht,
Sollt Ihr nicht das Insekt auf ihm besingen.Gut. Ich bin danach Lausedichter, zum Theil sogar aus Passion; aber doch auch wegen Abwesenheit des Löwen.
Quelle: Fontane „Briefe an den Vater, die Mutter und die Frau“; Propyläen 1968
Siehe auch: ⇒Wikipedia
Und genau dem folgen wir, suchen die Orte und Details, die Fontane in seinen Büchern beschreibt und fotografieren diese oder neue, die am Weg liegen. Ganz im Sinne von Fontanes Lausedichter wollen wir Lausebilder fotografieren.